Das Preisgericht hat getagt und die Entscheidung zum Wettbewerb zur Aufwertung der Innenstadtbereiche Neumarkt, Hohe Straße, Kolpingstraße und Tigg ist gefallen!
Aktuell arbeiten wir an der Aufwertung der Fußgängerzone. Dazu wurde ein freiraumplanerischer Wettbewerb durchgeführt. Landschaftsarchitekt*innen aus ganz Deutschland lieferten tolle Ideen, wie die Stadt Datteln die Fußgängerzone zwischen Neumarkt und Tigg gestalten und aufwerten kann. Im Mai 2022 ist die Entscheidung im Wettbewerbsverfahren „Neumarkt – Hohe Straße – Kolpingstraße – Tigg“ gefallen: einstimmig einigte sich die Jury auf folgende Rangfolge der Preisträger*innen:
1. Preis: weihrauch+fischer gmbh, Solingen
3. Preis: scape Landschaftsarchitekten Gmbh, Düsseldorf
3. Preis: lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh, München
Hier stellen wir für Sie die Dokumentation des Wettbewerbsergebnisses bereit:
„Das Zentrum Dattelns bietet einen lebendigen und attraktiven Mittelpunkt der Stadt an. Die durchgängige Randbebauung der Einkaufsstraße aus heterogenen Gebäudetypen bildet spannende Raumtypologien aus. Die Baukörper geben der Hohen Straße eine klare Raumkante, der Freiraum kann mit einem prägnanten Konzept zum stadtübergreifenden Identifikationsmerkmal und Anziehungspunkt entwickelt werden. Insbesondere mit den beiden Plätzen Tigg und Neumarkt, dienen zwei vollkommen unterschiedliche Platztypen als einladende Anfangs- und Endpunkte der Fußgängerzone. …“
„Unser Gestaltungsansatz für die Mitte Dattelns sieht ein übergreifendes Gestaltungskonzept für die Fußgängerzone vor, welche die Qualitäten der Gebäude und Geschäfte hervorhebt und die Aufenthaltsqualität im Stadtraum nachhaltig, mithilfe einer wertigen Stadtoberfläche und konsequenten Begrünung erhöht.
Das Konzept sieht dabei die Gestaltung der Hohen Straße und der beiden Eingangsplätze als eine Einheit vor, wobei die Hohe Straße, als lineares Element, eine herausgehobene Stellung erfährt. Hier wird als Idee die Kanalstadt Datteln aufgenommen und das für Datteln typische Element Kanal-Schiffahrt-Handel, in ein abstraktes Gestaltungselement – der Idee Canal Centro – übertragen. Eingelegt in einem umlaufenden Pflasterrahmen, welcher sich passgenau mit den Fassaden, Aufweitungen und Querstraßen verwebt, wird ein markantes Inlayband, als Sinnbild des Kanals, installiert. Entlang der Hohen Straße entrollt sich ein gleichbleibendes Plattenband, vom Anschluss am Neumarkt bis zum Tigg. Gleich einem ruhig dahinfließenden Kanal, legt sich das Plattenband wie selbstverständlich in die Mitte des Straßenzuges und lädt ein, die Innenstadt zu erkunden. Dabei entsteht eine subtile Zonierung des Straßenquerschnittes, in die gebäudebezogene Vorzone der umgebenden Pflasterung und dem offenen Boulevard als Lauf- und Bewegungszone. Nichtkommerzielle Angebote zum Sitzen, Verweilen und Spielen werden in der Vorzone verortet. Gleich mitschwimmenden Schiffen liegen spezielle Pflanz-Sitzelemente am Ufer des Bandes. An den Schnittpunkten zu den Seitenstraßen sammeln sich die Podeste und bilden mit ihrer tanzenden, lockeren Anordnung Hervorhebungen im Stadtraum aus.“
„Die Konzeption des Entwurfes beruht auf der Barrierefreiheit für alle Beteiligten im öffentlichen Raum. Hierzu wird eine stufen- und bordsteinfreie Oberfläche geschaffen. Die Oberfläche aus engfugig verlegten und gesägten Natursteinplatten und Pflaster erlaubt bei hoher Rutschfestigkeit eine angenehme Fortbewegung aller Verkehrsteilnehmer – vom Kinderwagen, Fahrradfahrer, Fußgänger bis hin zu Menschen mit körperlichen Einschränkungen jeder Art und Tiefe. …“
„Zusätzlich zur durchgehenden Randbebauung wird ein spezielles lineares Leitsystem installiert. Gussabdeckungen der Mittelrinne werden als Leitelemente geformt. Pumpwasser der Stadtdrainage wird durch eine spezielle Kastenrinne des Canal Centro geleitet. Das Rauschen und Plätschern dient als ergänzende akustische Leitung. An Stellen der Überleitung an Gebäuden, ÖPNV-Einrichtungen oder weiterführende Strukturen finden Leitsteine Verwendung.“
„Die Baumstandorte des Entwurfs entwickeln sich primär aus den Strukturen der Stadträume und den Nutzungsschwerpunkten innerhalb der Innenstadtlage. Zusätzlich tragen sie den Einschränkungen der unterirdischen Infrastruktur Rechnung. Hieraus entwickelt das Konzept drei Baumstrukturen: die locker tanzenden Solitärbäume an den Schnittpunkten der Hohen Straße, die Einzelbäume innerhalb der Straßenlinien, sowie die prägenden Platz-Baumhaine des Tigg und Neumarktes, sowie Galerie Kolpingstraße. …“
„Der Neumarkt erhält als westliche Raumkante ein klares, lineares Baumfeld aus ahornblättrigen Platanen über einer offenporigen wassergebundenen Wegedecke, mit wachstumsoptimierten Baumstandorten und einer neuen, lebenswerten Aufenthalts- und Erlebnisfläche unter dem Blätterdach. Dasselbe Prinzip findet am Tigg, als Ergänzung der bestehenden Platanen Anwendung. Hierbei wird platzfüllend ein dreieckiger, flairbehafteter Baumhain aus locker gestellten Platanen geschaffen, in dessen Zentrum das Wasserspiel die Mitte bildet.“
„Niederschlagswasser wird für die Baumbewässerung durch unterirdische Stauvolumen, Baumrigolen, verfügbar gemacht. Das Oberflächenwasser, welches das Stauvolumen überschreitet, fließt über Entlastungsleitungen weiterhin der Kanalisation zu. Gleichzeitig erfolgt über die Entlastungen ein allmähliches Leerlaufen der Stauvolumen. …“
„Das künstlich abgepumpte Grundwasser wird, als erlebbares Element, für die Innenstadt genutzt. An den Spielpunkten der Hohen Straße sind ebenerdige Wasserbahnen und Pumpstationen in die Spiellandschaft eingesetzt. Auf den beiden wichtigen Stadtplätzen Tigg und Neumarkt werden das lineare Fontänenfeld und der Himmelsspiegel aus dem unterirdischen Vorkommen gespeist. Die sonst unterirdische Ableitung des Pumpwassers wird in die mittige Kastenrinne des Canal Centro verlegt. Hier entfaltet sie das beruhigende Rauschen fließender Wasserläufe. Durch die offenen Rinnenabdeckungen reicht der Klang bis zu den Menschen der Hohen Straße und schafft ein zusätzliches Leitelement.“
Am Wettbewerb Aufwertung Innenstadt durften 15 Büros teilnehmen. Fünf Büros wurden gesetzt, 10 wurden ausgelost. Das Teilnehmerfeld bestehend aus Landschaftsarchitekturbüros kam aus ganz Deutschland:
Folgende fünf Büros wurden zur Teilnahme durch die Ausloberin gesetzt:
Die zehn weiteren Teilnehmenden wurden durch ein Bewerbungsverfahren mit anschließendem Losverfahren ausgewählt:
Über die Bewertung der eingereichten Entwurfsarbeiten entschied das Preisgericht bei seiner Sitzung am 11. Mai 2022. Die Jury bestand aus Fachpreisrichter*innen und Sachpreisrichter*innen sowie einer ganzen Reihe von Berater*innen, damit sowohl Fachlichkeit als auch die Kenntnisse vor Ort Berücksichtigung fanden.
Zielsetzung (zusammenfassende Auszüge aus der Wettbewerbsdokumentation):
Das Planungsareal des freiraumplanerischen Wettbewerbs „Neumarkt – Hohe Straße – Kolpingstraße – Tigg“ in Datteln umfasste eine Fläche von ca. 1,8 ha. Die festgestellten Attraktivitätsverluste des gesamten Areals sollten gestoppt und eine positive, strukturierte Neuentwicklung im Dattelner Zentrum in Gang gesetzt werden. Die Dattelner Innenstadt ist ein beliebter Wohn- und Einkaufsstandort. Das Ziel der Planungen war es, den öffentlichen Raum der Innenstadt zukunftsfähig zu entwickeln und dabei lebenswerter und bedarfsgerechter zu gestalten. Folgenden Aspekten kommt dabei eine besondere Bedeutung zu:
Hier haben wir für Sie die Aufgabenstellung zum Wettbewerb bereitgestellt.
Umsetzungszeitraum
2021 – 2022
Finanzierung
Städtebauförderung: 80% Bund und Land, 20 % Stadt Datteln
Zeitplan
Planung: seit Frühjahr 2021
Freiraumplanerischer Wettbewerb: Januar bis Mai 2022
Antrag auf Förderung: voraussichtlich September 2023
Baubeginn: noch offen